FAQs

Wie wird das CO₂-Budget berechnet und ist das fair?

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat für Deutschland berechnet, wie groß das maximale CO₂-Budget ist. Hierfür nutzten die Wissenschaftler:innen den Pro-Kopf-Ansatz. Im ersten Schritt wurde berechnet, wie groß der Anteil Deutschlands an der Weltbevölkerung im Jahr 2016 war. Mit dieser Information konnte in weiterer Folge ein "faires" CO₂-Budget für Deutschland abgeleitet werden. Ab 2016 stehen dieser Berechnung zufolge allen Staaten, je nach Bevölkerungsgröße, unterschiedliche CO₂-Budgets zu.

Laut dem SRU ist das CO₂-Budget in mehrfacher Hinsicht großzügig berechnet. "Fair" ist auch nicht als absolut zu verstehen. Das "faire Budget" meint die äußerste Grenzen dessen, was nach Auffassung des SRU noch als fair bezeichnet werden könnte.

Dass Deutschland bereits seit dem 18. Jahrhundert CO₂ ausstößt und damit eine große historische Verantwortung für die Klimakrise hat, wird bspw. in dieser Berechnung nicht berücksichtigt.

Welche Bedeutungen hat das CO₂-Budget?

Mithilfe von CO₂-Budgets lassen sich globale Erderhitzungsgrenzen (1,5 °C/1,75 °C) in faire nationale Emissionsmengen übersetzen. Das CO₂-Budget kann von Ländern einerseits als konkretes Ziel herangezogen werden, da die Einhaltung des Budgets im Zuge der Klimakrise von großer Bedeutung ist. Andererseits kann es auch als Maßstab für Ambition und Erfolg der klimapolitischen Bemühungen dienen.

Eine weitere Rolle spielt das Budget vor Gericht, so hat das Deutsche Bundesverfassungsgericht 2021 in seinem Urteil zur Verfassungsbeschwerde gegen das deutsche Klimaschutzgesetz, sich auf das vom SRU berechnete deutsche CO₂-Budget bezogen:

»Ein umfangreicher Verbrauch des CO₂-Budgets schon bis 2030 verschärft jedoch das Risiko schwerwiegender Freiheitseinbußen, weil damit die Zeitspanne für technische und soziale Entwicklungen knapper wird, mit deren Hilfe die Umstellung von der heute noch umfassend mit CO₂-Emissionen verbundenen Lebensweise auf klimaneutrale Verhaltensweisen freiheitsschonend vollzogen werden könnte.« - Bundesverfassungsgericht (2021)

Was bedeuten die Eintrittswahrscheinlichkeiten 50 % oder 67 %?

Da sowohl Daten als auch Modelle immer mit Unsicherheiten behaftet sind, werden Ergebnisse von Modellberechnungen immer mit Wahrscheinlichkeiten für ihr Eintreten angegeben.

- 67%-Eintrittswahrscheinlichkeit bedeutet, dass wir in 4 von 6 Fällen die Erderhitzung um 1,5 °C/1,75 °C nicht überschreiten und sie in 2 Fällen überschreiten.

- 50%-Eintrittswahrscheinlichkeit bedeutet, dass wir nur in 3 von 6 Fällen die Erderhitzungsgrenze nicht überschreiten und sie in 3 Fällen verfehlen. Man lässt quasi einen Münzwurf über die Überschreitung einer Grenze entscheiden.

Ein CO₂-Budget, das auf 50%-Eintrittswahrscheinlichkeit, ist etwas größer als ein Budget mit 67%-Eintrittswahrscheinlichkeit, da damit ein höheres Risiko verbunden ist, dass die 1,5 °C-Grenze überschritten wird. Die Eintrittswahrscheinlichkeit bezieht sich demnach also auf das Eintreten des erwünschten Szenarios der Nicht-Überschreitung der jeweiligen Erderhitzungsgrenze.

Um die Folgen der menschengemachten Erderhitzung abzuschwächen, ist es jedoch wichtig, jedes zusätzliche Zehntel Grad zu vermeiden. Für manche Inselstaaten bedeutet ein weiteres Zehntel Grad zusätzlich zu den +1,5°C den Untergang. In Deutschland würden Hitzewellen häufiger und lang anhaltender werden. Ebenso steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kipppunkte des Klimasystems ausgelöst werden.

Datenquellen

Emissionen 1750 - 1989
Gütschow, J.; Pflüger, M.; Busch, D. (2023): The PRIMAP-hist national historical emissions time series v2.5.1 (1750-2022). zenodo. doi:10.5281/zenodo.10705513.
CO2-Emissionen inkl. LULUCF

Emissionen 1990 - 2023
Umweltbundesamt (März, 2024)
CO2-Emissionen inkl. LULUCF

Verbleibende CO2-Budgets
Sachverständigenrat für Umweltfragen (März, 2024) basierend auf Berechnungen von Forster et al. (2023)
CO2-Emissionen inkl. LULUCF

Reduktionspfade 1,75-Grad-Budget
Eigene Berechnung

Fragen und Antworten